Komplexität digitaler Produkte.

Usability ist das A und O in der Softwareentwicklung von einer benutzerfreundlichen Oberfläche.

Die Welt wird immer komplexer und somit auch die Daten und Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, mit denen wir aber in einem digitalen Zeitalter umgehen müssen. Leicht kann sich der Mensch dabei jedoch klein und überfordert fühlen. Auch die Entwicklung von digitalen Produkten gleicht einer Evolution. Mit der Erweiterung der Funktionen steigt zeitgleich jedoch auch die Komplexität. Dies kann so weit führen, dass der Nutzer von der Vielzahl der Optionen erschlagen wird und nicht mehr weiß, welchen Weg er gehen soll. Jede zusätzliche Option in einem System zwingt den Nutzer dazu, sich je nach seinem Ziel, das er erreichen möchte, für eine davon zu entscheiden.

Benutzerfreundliche Oberfläche begünstigt das Well-Being der Nutzer.

Aber nicht nur die Vielzahl an Möglichkeiten kann zu Frustration und somit zu Unzufriedenheit auf Seiten des Nutzers führen. Auch die Art und Weise, in welcher die Optionen präsentiert werden, kann dabei eine starke Rolle spielen. Wenn wichtige Funktionen nicht oder nur sehr schwer auffindbar sind, kann auch das Unsicherheiten beim Nutzer hervorrufen. Unabhängig, ob durch die Vielzahl von Funktionen oder durch Missverständnisse in der Darstellung hervorgerufen, stellt sich der Nutzer zwangsläufig die Frage: „Welches ist die richtige Option?“ und noch schlimmer „Habe ich die richtige Option gewählt?“. Das Well-Being wird beeinträchtigt. Die Kapazität eines jeden Menschen zur Verarbeitung von Informationen ist begrenzt. So kann sich auch ein Nutzer eines Systems nur auf eine gewisse Anzahl an verfügbaren Funktionen konzentrieren. Ist die Benutzeroberfläche nicht eindeutig zielführend gestaltet, kann sich dieses (negative) Nutzungserlebnis auch in der Haltung gegenüber dem verwendeten System widerspiegeln, was wiederum sogar zur Ablehnung des Systems führen kann.

Usability trotz umfangreicher Funktionen?

Wie gehen wir nun mit diesem Konflikt um, zum einen immer mächtigere und somit auch komplexere Systeme zu schaffen, gleichzeitig die Oberflächen aber zugänglich und bedienbar zu halten und dem Nutzer ein einfaches und überschaubares System an die Hand zu geben, das ihn begeistert?

Die Kunst besteht darin, Komplexität in Einfachheit zu übertragen. Das klingt zunächst einleuchtend und simpel, aber wie können wir das erreichen? Im Folgenden sollen ein paar Möglichkeiten vorgestellt werden, die so zum Teil auch in „Simplicity – Die zehn Gesetze der Einfachheit“ von John Meada beschrieben sind:

Reduktion

Die zunächst am logischsten klingende Konsequenz ist eine Reduktion der Vielzahl von Funktionen. Schon Antoine de Saint-Exupéry sagte „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann“. Auch diese Aussage mag zwar einleuchtend klingen, dennoch muss man sie kritisch und insbesondere im Kontext des zu vereinfachenden Produkts hinterfragen und betrachten.

Dabei stehen folgende Fragen im Raum: „Welche Funktionen sind relevant?“, „Wie einfach kann man etwas machen?“, „Wieviel Komplexität wird tatsächlich benötigt?“. Um diese Fragen zu beantworten, muss man die Aufgaben und Ziele des Nutzers genau kennen. Nur dann kann man entscheiden, welche Funktionen tatsächlich weggelassen werden können, da sie den Nutzer verwirren, und welche doch nötig sind. Denn durch das Weglassen zu vieler Optionen kann wiederum eine weitere Komplexität geschaffen werden. Stellt man sich z.B. eine Fernbedienung mit nur einem oder zwei Knöpfen vor, so mag diese zwar auf den ersten Blick äußerst einfach erscheinen, es würde aber auch bedeuten, dass es dadurch schwieriger werden könnte, durch die einzelnen Programme zu gehen oder ein bestimmtes Programm auszuwählen. Wichtig im Hinblick auf die Reduktion ist es, so wenig Funktionalität wie möglich, aber dennoch so viel wie nötig zu haben. Bei jeder Funktion sollte der Nutzer den Sinn dieser erkennen können.

Verstecken

Der Nutzer hat meist eine sehr spezifische Aufgabe, die er unterstützt durch das System erledigen möchte. Für diese eine Aufgabe sind meistens nur wenige Funktionen aus dem gesamten System notwendig. Daher ist es sinnvoll, ihm auch nur die relevanten Funktionen in diesem Moment anzubieten. Alle restlichen Funktionen können durch geschicktes Organisieren in mehreren Ebenen versteckt werden. Diese Methode ist sehr gut bei der Entwicklung von Smartphones zu erkennen. Bei klassischen Handys waren die meisten Funktionen direkt über Tasten zugänglich. Heutige Smartphones haben wesentlich mehr Funktionalität und Komplexität. Diese sind allerdings auf mehrere Ebenen versteckt: eine physikalische Ebene mit wenigen Tasten, das Betriebssystem mit einigen Apps und jede App mit eigener Funktionalität. Ein heutiges Smartphone ist dadurch zugänglicher und einfacher, aber auch wesentlich mächtiger, da der Nutzer zunächst nur mit den in diesem Moment relevanten Funktionen konfrontiert wird.

Führen

Eine einfache Oberfläche sollte einer klaren Linie folgen. Der Nutzer hat meistens einen Weg davon im Kopf, wie er sein Ziel erreichen möchte. Die Oberfläche sollte dies wiederspiegeln, oder einen klaren Weg vorgeben. Jede Option, die dem Nutzer gegeben wird, stellt sich für ihn wie eine Weggabelung dar, bei der er sich entscheiden muss. So sollten dem Nutzer nur die wirklich relevanten Optionen, die zu der Aufgabe passen, präsentiert werden. Eine Möglichkeit dies zu erreichen sind sogenannte Wizards, die man beispielsweise von der Installation eines Produktes kennt, die den Nutzer durch die Aufgabe führen und bei jedem Schritt nur die relevanten Optionen anzeigen. Auch hierbei ist es wieder wichtig seine Nutzer zu kennen, denn ein fortgeschrittener und erfahrener Nutzer benötigt womöglich weniger Führung und kann eher mit mehreren und auch komplexeren Funktionalitäten umgehen als ein nicht so erfahrener Nutzer.  Einhergehend mit der Möglichkeit des „Versteckens“, die oben bereits beschrieben wurde, können ggf. Optionen für weniger erfahrene Nutzer zunächst versteckt bleiben, um diesen dadurch nicht unnötig zu verwirren.

Egal welche der aufgezeigten Möglichkeiten oder Kombination daraus man verwendet, so sollte der Nutzer und sein Ziel immer im Fokus stehen und jede Entscheidung bezüglich Reduzierens, Verstecken oder Führen darauf beruhen. Nur so kann das Ziel die Komplexität in Einfachheit umzuwandeln und somit für den Nutzer eine positive Nutzungserfahrung zu schaffen, auch tatsächlich erreicht werden.

Have fun. Enjoy coding.
Your INNO coding team.